Schöllkraut

Aus Hexengarten
Schöllkraut
the winner takes it all

the winner takes it all

deutscher Name der Art Schöllkraut
lateinischer Name der Art Chelidonium majus
Gattung
Chelidonium
Familie
Ordnung
Hahnenfußartige
Klasse
Bedecktsamer
Abteilung
Gefäßpflanzen

In seiner Gattung ist das Schöllkraut ein Einzelkind, allerdings soll es zwei bis drei verschollene Geschwister aus Ostasien haben. Zur Familie der Mohngewächse gehört es neben Mohn, Lerchensporn und Erdrauch.

Anbau und Ernte[Bearbeiten]

Das Schöllkraut wird auf stickstoffhaltigen Böden kultiviert. Das größte Anbaugebiet befindet sich in Polen.

Verwendung[Bearbeiten]

Magie[Bearbeiten]

  • Kontakt:
    • Der Name "Drudenmilch" weist auf eine Verbindung zu den Druiden hin,[1] "Hexenmilch verweist eben dort hin.[2]
    • In Italien ist das Schöllkraut eine Zauberpflanze.[3]
  • Schutzzauber:
    • Als Amulett schlichtet es Streit.[4] Es kann auch aggressive Menschen beruhigen.
    • Die Blüten sind ein Bestandteil eines Balsams gegen alle Zauberei.[3]
    • Bei den Letten spielt das Schöllkraut als Mittel gegen Hexen im Haus eine große Rolle und wird deshalb auch Hexenkraut genannt.[3]
  • Heilzauber:
    • Zahnenden Kindern wird die Wurzel in einem Leinensäckchen unters Bett gelegt. Sie muss am Freitag gegraben werden, während die Kirchenglocken läuten, und darf nicht mit bloßer Hand berührt werden.[4]
    • Gelbsucht:[3]
      • Wegen der gelben Blüten und des gelben Milchsaftes gilt das Schöllkraut als Mittel gegen Gelbsucht, schon bei Dioskurides und Apuleius.
      • In der Sympathiemedizin der neueren Zeit heißt es oft, man müsse gegen Gelbsucht die Blätter in die Schuhe legen und darauf gehen, auch in der Tasche wird es getragen.
      • In der Gegend von Tuttlingen schüttet man an 3 Freitagen vor Sonnenaufgang den Urin des Gelbsüchtigen an das Schöllkraut und spricht: Schöllkraut, ich tränke dich / Gelbsucht, ich senke dich in den Boden.
      • In Niederbayern werden bei Gelbsucht 9, 7, 5, 3 Schöllkrautwurzeln und ebenso viele Wachsbröckchen von einem zu Lichtmeß geweihten Wachsstöckel in einen Fleck eingenäht, der rückwärts zwischen den Schulterblättern auf den bloßen Körper gehängt wird. Täglich sind so viele Vaterunser zu beten als Wurzeln eingenäht sind. Nach 9 Tagen wird dann das Päckchen rückwärts ins Wasser geworfen.
    • In der Pfalz gilbt man Schöllkraut Kühen, die rote Milch geben. Auch gegen den Rotlauf wird es gebraucht.[3]
    • Warzen:
      • Das Kraut muss bei abnehmendem Mond, am besten am Freitag, auf einem Kirchhof gepflückt werden.[3]
      • Man betupft die Warzen mit dem Saft während einer Beerdigung, auch darf man die Warzen nach dem Betupfen nicht anschauen.[3]
      • Warzenähnliche Schwellungen des Stengels näht man in den Hosensaum ein, so wiele, wie man Warzen hat.[3]
    • Kaltes Fieber: Nim schelkrautt und legs in die schuch zu früe for der sunnen drei dag nacheinander und drit in dreien tag auf kain loß ertreich mit kein Fuß. Es hilft (Eine Hs. des 15. Jh.s).[3]
    • Augenkrankheiten:[3]
      • Besonders wandte man das Schöllkraut gegen das "Fell" in den Augen (pterygium) an.
      • Gegen trübe Augen steckt man die Wurzel mit einer Klettenwurzel in ein Säckchen und hängt es sich um den Hals, oder legt Blätter in die Schuhe.
    • Ferner sollte die am Hals getragene Wurzel ein Mittel gegen Pest sein.[3]
    • Das Zittern der Hände wird beseitigt, wenn man diese in einem Absud des Schöllkrauts badet.[3]
    • Nach einer Aufzeichnung des 18. Jh.s aus dem Zillertal muß das Schöllkraut als "Schwindwurz" nackt gegraben werden. Es darf nicht mit bloßer Hand angerührt werden. Zusammen mit dem "Schwindholz" (Esche) und Kirchhoferde wird es in einen ledernen Beutel getan, der dem schwindsüchtigen Menschen oder Vieh umgehangen wird. Ein altes handschriftliches Arzneibuch lässt die "Schwindwurz" an einem Freitag im Neumond vor Sonnenaufgang graben. Wer das Schwinden hat, muß 7 oder 9 Wurzeln an einem Freitag, wenn man "Schiede läuth" (11 Uhr vormittags), umhängen.[3]
    • Das Schöllkraut soll gegen Schlangenbiss gut sein.[3]
    • Kropf:
      • Gestoßen mit Schweinefett und Honig zu einer Salbe vermengt auf ein Pflaster geschmiert und über den Kropf gelegt, vertreibt ihn.[3]
      • Die Wurzel über den Kropf legen, einen Teil in den Rauch hängen und nach vier Tagen runternehmen. Der Kropf trocknet zusammen mit der Wurzel ein.[4]
    • Für die Ruhr des Viehes muß man Schöllkraut an einem Freitag vor Sonnenaufgang graben.[3]
    • Eine Sympathiekur gegen verschiedene Krankheiten (z.B. Gicht) besteht darin, dass man zu einer ungeraden Stunde drei Schöllkrautpflanzen mit der Wurzel ausgräbt und in ein Bündelchen schnürt. Dies wird um den Hals gehängt und dann gewartet, bis die drei Pflanzen vertrocknet sind.[3]
    • Wird der Kranke, dem man "Schielkraut" unters Hauptkissen legt, heiter gestimmt, so genest er.[3]
    • Wenn man Schöllkraut unter dem linken Fuß trägt, wird man beim Wandern nicht müde.[3]
    • Eine altenglische Beschwörung des Schöllkrauts (celandine) gegen Hämorrhoiden hat stark christlichen Einschlag.[3]
    • Wegen des Milchsaftes wurde das Schöllkraut auch gebraucht, um den Kühen "verlorene Milch" wieder zu bringen.[3]
    • Der Cod. Sangall. 44 (9. Jh.) gibt Schöllkraut in Wein, si mulieri lac defugit.[3]
  • Glück und Reichtum:
    • Der Glaube, dass derjenige, der ein Maulwurfsherz und Schöllkraut bei sich trägt, jeden Feind überwindet, ist kein deutscher; er entstammt wohl der gelehrt-magischen Literatur.[3]
    • Das "Nagelkraut" (wohl fälschlich als Schöllkraut gedeutet) gräbt man am Karfreitag vor Sonnenaufgang. Die Wurzel eröffnet dem Träger die Orte, wo Schätze verborgen sind.[3]
  • Alchemie:
    • Die Alchemisten versuchten aus der Wurzel Gold herzustellen. Daher rühren die Namen Goldkraut und Goldwurz.[4] Der Michsaft erhalte die Bestandteile aller vier Elemente und somit auch das fünfte (die Quintessenz). Sie nannten die Pflanze coeli donum (Himmelsgeschenk) und nutzten sie als Symbol für den Stein der Weisen.[5]

Küche[Bearbeiten]

Medizin[Bearbeiten]

Es besteht eine geringe Vergiftungsgefahr. Nur in sehr hohen Dosen kommt es zur Reizung des Verdauungstraktes, Brennen und Blasenbildung in Mund und Rachen, Übelkeit, Koliken und blutigen Durchfällen. Erste Hilfe besteht im Auslösen von Erbrechen und Gaben von Aktivkohle.[6]

Schöllkraut ist ein altes Hausmittel gegen Warzen[7]. Es gibt unterschiedliche Meinungen, ob es nun sinnvoll bzw. gefährlich ist oder nicht.

Kosmetik[Bearbeiten]

Haushalt und Technik[Bearbeiten]

Kultur[Bearbeiten]

Name[Bearbeiten]

  • Der Name Chelidonium wurde erstmals von Dioscurides für das Schöllkraut verwendet. Nach Hegi leitet sich der Name der Gattung vom griechischen Wort χελιδών (chelidon, Schwalbe) ab und bezieht sich darauf, dass das Schöllkraut beim Eintreffen der Schwalben zu blühen beginnt. Auch das Artepitheton majus bezieht sich auf die Blütezeit der Pflanze. Aus chelidonium entwickelte sich im Althochdeutschen das Wort scheliwurz.
  • Der Name wurde auch als coeli donum (Himmelsgeschenk) gedeutet.[3]

Kunst[Bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten]

Dem Schöllkraut wurden bereits im Altertum große Heilkräfte zugeschrieben, schrieb WP einmal, stimmt aber nicht wirklich und steht auch nicht mehr in dem Artikel drin. Dioscurides [beschreibt das Kraut im Kapitel großes Chedonion, hält aber nicht allzu viel von dem Kraut. Manche glauben, sagt er, das Augenmittel Othonna sei aus Schöllkrautsaft hergestellt.

Isidor von Sevilla überlieferte eine grausame Geschichte: Wenn man einem Schwalbenjungen die Augen mit einer Nadel aussticht, bringt dessen Mutter Schöllkrautblüten herbei, mit denen sie die Augen wieder heilt. Nach Konrad von Megenberg ist das Schöllkraut demnach gut gegen Augenleiden. Hildegard von Bingen nutzt es bei Verdauungsproblemen.[8]

Grintwurtz [A. A. Chelidonia major]. (Chelidonium majus. Das Goth. Arzneib. übersetzt Grintwurtz mit Rumex acutus. Die Lesart der A. A. ist indess zu deutlich und mit dem Inhalte des Textes übereinstimmend, als dass an Chelidon. maj. gezweifelt werden könnte.) Das Schöllkraut (der Goldwurz) ist sehr

warm und hat einen schlimmen, giftigen Saft. Sein Genuss greift den Körper sehr an und bewirkt schmerzhaften Stuhlgang. Mit altem Fett dient der Saft zu einer Salbe, um den Magen damit nach dem Genusse von nicht bekömmlichen Speisen einzureiben. - Hildegard von Bingen, Cap. 138.

Nach dem Hortus Sanitatis sind Schöllkrautsamen gut für den Schlaf und heilen das Antoniusfeuer.[5]

Nach der Signaturenlehre verwendete Paracelsus das Schöllkraut gegen Gelbsucht. Nach Tabernaemontanus ist das Schöllkraut heiß und trocken im dritten Grad (ganzer Artikel). Hieronymus Bock beschreibt in seinem Kräuterbuch ausführlich die vielseitigen Anwendungen des Schöllkrauts zu seiner Zeit (1565).

Albrecht Dürer litt schwer unter Malaria und Leberschwellung. Er sandte seinem Arzt ein Selbstbildnis, auf dem er auf die schmerzenden Stellen hinzeigte. Das vom Arzt verordnete Schöllkraut half Dürer, der zum Dank ein Bild vom Schöllkraut malte. Dieses befindet sich heute in Wien in der Albertina.[8]

In der chinesischen Kräutermedizin ist das Schöllkraut ebenfalls hoch angesehen.

Mythologie[Bearbeiten]

  • Symbolik:
    • Auflösung von Spannungen, Frieden und Harmonie, erhellendes Licht, Einsicht.[5]
    • Nach antiken und mittelalterlichen Legenden machen Schwalben ihre Jungen mit dem Saft des Schöllkrauts sehend. Daher ist es ein Symbol der geistigen Klarheit.[4]
  • Charakteristik: Geständigkeit.[5]
  • Antike Mythologie: Das Schöllkraut war in der Antike Sinnbild für ein ausgeglichenes Leben.
  • Christentum:
    • Christuserfahrung als Heilung von geistiger Blindheit.[5]
    • Bei Taufe und Auferstehung Christi verspricht sie als Lichtbringer messianisches Heil.[5]

Literatur[Bearbeiten]

Blumensprache:
     Still auf den Mund die Hand,
     Wenn schon die Augen sprechen;
     Willst Du das Liebesband
     Schon im Beginnen brechen?

Chemie[Bearbeiten]

Das Schöllkraut enthält einen Komplex von Alkaloiden, meist vom Benzophenanthridin- und Protoberberintyp. In der Wurzel sind 1-2%, im Kraut 0,5-1% enthalten.[6]

Botanik[Bearbeiten]

Merkmale[Bearbeiten]

Lebensdauer: ausdauernd
Höhe: 30-100 cm
Blütenfarbe: gelb
Blütezeit: April bis Oktober
Blüte: radiärsymmetrisch, vierzählig, in Dolden oder einzeln blattachselständig
Blatt: fiederspaltig, buchtig gekerbt oder gezähnt, dünn behaart oder kahl, unterseits blaugrün
Frucht: Kapselfrucht
Sprossachse: ästig, dünn behaart oder kahl
Wurzel:
Besonderes Kennzeichen: enthält gelben Milchsaft

Lebensraum[Bearbeiten]

Unkraut auf Schuttplätzen, Mauern, Waldrändern, Wegen, Gärten, in feuchten, lichten Wäldern, Gebüschen. Stickstoffzeiger. Häufig.

Anhang[Bearbeiten]

(weitere Angaben befinden sich gegebenenfalls im Literaturverzeichnis)

Externe Links[Bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten]

  1. Haag, S. 65.
  2. Haag, S. 69.
  3. 3,00 3,01 3,02 3,03 3,04 3,05 3,06 3,07 3,08 3,09 3,10 3,11 3,12 3,13 3,14 3,15 3,16 3,17 3,18 3,19 3,20 3,21 3,22 3,23 3,24 HWA, Bd. 7, 1029.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Schöpf:Zauberkräuter, S. 138.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 Zerling, S. 244f.
  6. 6,0 6,1 Hiller / Bickerich, S. 54.
  7. Debilepedie(fr):Célandine
  8. 8,0 8,1 Birkhan, S. 159.